Bla

Die Frage nach dem schmilzen oder schmelzen habe ich mir nie gestellt – selbstverständlich heißt es: “OH MEIN GOTT, ich schmelze!”, wenn es wie heute so heiß ist, dass es verboten werden sollte. Oder? Mein Freund konfrontierte mich dann jedoch mit seiner Aussage, es hieße “schmilze”. Nachdem das für mich erstmal nur nach einem schlechten Scherz klang, kam es mir schon nach kurzer Überlegung dann doch irgendwie schlüssig vor: “Das Eis schmilzt dahin, ich schmilze dahin, die Sonne schmelzt das Eis, ich schmelze das Eis…”.

Eine kurze Recherche bei Google ergab  jedoch, dass ich Recht gehabt hatte. Da unsere liebe deutsche Sprache nunmal lebt – und sich damit nicht immer an Regeln hält – kann sie durchaus auch mal unlogisch sein: Die Form “schmilz” gibt es nur in der zweiten und dritten Person Singular (also bei “du” und “es”). Sie kann hier benutzt werden, um die Bedeutung “etwas wird weich/flüssig” von der Bedeutung von “schmelz” = “etwas macht etwas weich/flüssig” abzugrenzen. Das ist aber nicht zwingend. Komplett unabhängig von der Bedeutung kann man in der zweiten und dritten Person Singular absolut immer “schmilz” benutzen. Zwingend ist, dass es bei allen anderen Personen immer “schmelz” heißt – auch komplett unabhängig von der Bedeutung.

Das heißt:
“Ich schmelze in der Sonne dahin.” vs. “Ich schmelze einen Eiswürfel in der Sonne” vs. “Ich schmilze in der Sonne dahin.” vs. “Ich schmilze einen Eiswürfel in der Sonne”

Und:
“Du schmelzt in der Sonne dahin”. vs. “Du schmelzt einen Eiswürfel in der Sonne.” vs. “Du schmilzt in der Sonne dahin” vs. “Du schmilzt einen Eiswürfel in der Sonne.”

Irgendwie verwirrend, oder? Was ich aber – egal ob schmilz oder schmelz – damit eigentlich sagen wollte… ES IST HEISS!!!

Schmilz

Pieps

“Spatzengras” – das Wort ruft ein ganz frühlingshaftes Bild vor mein inneres Auge, um das ich mit diesem Blog viele schöne, nette, tolle Dinge herumdrapieren mag. Das Wörtchen steht für mich aber auch stellvertretend für kleine Ungewöhnlichkeiten und kuriose Fundstücke – und den Spaß daran, sie zu finden. Warum? Erklärung folgt sofort, wird aber etwas länger:

Sprache hat mich eigentlich schon immer fasziniert. Ich behaupte einfach mal, dass es super spannend ist, die verschiedenen Wortbedeutungen und die Herkunft von Wörtern zu untersuchen. Faszinierend sind beispielsweise die sogenannten Volksetymologien, also Wörter, die in ihrer bestehenden Form erst dadurch entstanden sind, dass eine bestimmte Bedeutung in sie hineininterpretiert wurde – allerdings fälschlicherweise. Das kommt öfter vor als man zuerst denken mag, denn wenn unbekannte fremdsprachliche oder veraltete Wörter einen ähnlichen Klang haben wie ein heimisches/gegenwärtiges Wort, werden sie von uns ganz schnell uminterpretiert. So hört Gegenwartsmensch vielleicht “trübselig” und denkt “aha, trüb-seelig, das kommt von Seele”, weil er  “selig” nicht kennt, das vom nicht mehr gebräuchlichen “sal” kommt und im zugehörigen Substantiv  “Trübsal” steckt.

Ein Beispiel für eine wirklich merkwürdige Volksetymologie ist der Ausdruck, den man u.a. vor Wettkämpfen zu sagen pflegt: “Hals- und Beinbruch!”. Als Kind habe ich mich noch gefragt, weshalb man jemandem auf diese Weise Glück wünschen sollte. Irgendwann habe ich es mir dann aber ganz klug so erklärt, dass man demjenigen eben genau das -nicht- wünscht… total logisch auf jeden Fall das Ganze. ;-) Tatsächlich handelt es sich bei dem Sprüchlein aber um eine seltsame Ableitung aus dem Jiddischen über das Rotwelsche: “Hatsloche un broche” – Erfolg und Segen. Ist ja irgendwie auch ein viel naheliegenderer Wunsch, oder?

Ok, jetzt aber zurück zum Spatzengras… Das Wort ist keine Volksetymologie des Deutschen, aber die Übersetzung einer Volksetymologie aus der englischen Sprache. Denn “Sparrowgrass” wurde der gute Spargel hier in der Vergangenheit zum Teil genannt. Nicht weil er ein Unkraut oder Vogelfutter wäre, sondern bloß, weil’s so ähnlich klingt wie “Asparagus” aus dem Lateinischen.

Also, ich mag’s.