Auf dem ehemaligen Kolonnenweg der DDR-Grenzsoldaten – dem heutigen Berliner Mauerweg  – habe ich dieses Frühjahr ein ganz besonderes und wunderschönes Geschenk der Japaner an die Deutschen bewundert: die Kirschbaumallee in Berlin Teltow. Am Ostersonntag hat es meinen Freund, meine Mutter und meine Schwester und mich spontan zu einem kleinen Spaziergang dorthin verschlagen – nachdem wir einen Tipp von einer Bekannten meiner Schwester erhalten hatten. Ich kenne diese Bekannte nicht, aber ich würde ihr gerne dafür danken, denn es war einfach nur… ja… wunderschön. Wir alle vier sind mit offenen Mündern abwechselnd starrend und fotografierend von Baum zu Baum durch die Allee gelaufen (zwischen uns der kleine Hund meiner Schwester durchs Gras jagend nach bereits herabgefallenen Kirschblüten) und haben uns gefragt, wieso wir von diesem fast unwirklich schönen Kirschblütentraum vorher nichts gewusst hatten.

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Erst auf dem Rückweg haben wir dann eine Gedenktafel gefunden, die ein wenig Licht ins Dunkel der rosaroten Blütenoase gebracht hat. Und zu Hause habe ich dann noch ein wenig im Internet “recherchiert”, so dass ich jetzt folgendes berichten kann: Zur Feier der Wiedervereinigung startete seinerzeit der japanische Fernsehsender TV Asahi Corporation eine große Spendenaktion, die “Sakura Campaign”, dank der uns mehr als 20.000 Japaner Tausende japanischer Zierkirschen schenkten, die jetzt u.a. an verschiedenen Orten in Berlin die Umgebung verschönern. Und eben zu diesen Orten gehört die eindrucksvolle Kirschbaumallee. Die Bedeutung der Kirschbaumpflanzung geht jedoch über eine reine Verschönerung hinaus und steht im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung auch für den Wunsch nach einem friedlichen Neuanfang und Aufbruch in ein harmonisches neues Leben miteinander.

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Unter den Zweigen der Kirschbäume in Blüte ist keiner ein Fremder hier…. Das ist ein wirklich schönes Haiku, finde ich. Von der großen kulturellen Bedeutung der Kirschblüte in Japan, wissen wir ja mittlerweile auch hier in Deutschland ganz gut Bescheid (woran Manga und Anime sicher nicht ganz unschuldig sind). Auch das japanische Wort für die Kirschblüte “Sakura” dürfte heute vielen Deutschen bekannt sein.

Ursprünglich hatte es wohl eine andere Bedeutung und bezeichnete ein Frühlingsritual, mit dem japanische Bauern die Götter um eine gute Reisernte gebeten haben (Sa ~ Reisgottheit). Den Sitz der Gottheiten (~ Kura) vermuteten sie in den Wurzeln der Kirschbäume, weshalb sie auf deren Wurzeln Opfergaben legten – darunter ein Fass Sake (Reiswein). An diesem bäuerlichen Brauch soll ein Kaiser “Saga” Gefallen gefunden haben, woraufhin er in den Gärten seines Palasts in Kyoto “Blütenschau”-Partys veranstaltet haben soll – tagelange Festmahle mit viel Sake und Gedichten über die überirdische Schönheit, Zartheit und Vergänglichkeit der Kirschblüten… Warum den guten Sake auch opfern, wenn man ihn trinken kann?! Naja, der wusste anscheinend was Spaß macht und heute ist uns Hanami (~ Blüten schauen) selbst hier in Deutschland ein Begriff. :)

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Und rund zwei Wochen lang – denn so lange stehen die Bäume in der Regel in Blüte – können wir jetzt ebenfalls Jahr für Jahr die zarte Schönheit bestaunen und gemeinsam unter den Zweigen der Kirschbäume sinnieren, spazieren und… picknicken. Zwischen Ende April und Anfang Mai wird jedes Jahr auch ein kleines Kirschblütenfest organisiert, das noch schön unkommerziell sein soll – eher ein Nachbarschaftsfest als ein Großereignis. Ich selbst bin bisher leider noch nicht bei diesem Fest gewesen, habe mir aber aus glaubwürdiger Quelle sagen lassen, dass es nur einige Stände gibt und die Menschen das Fest einfach als Anlass nutzen, um gesellig unter den Bäumen zusammenzusitzen, selbst mitgebrachtes Essen zu speisen und die Blüten zu genießen… also genau, wie es sein soll. :)

Nächstes Jahr schaffe ich es vielleicht dorthin. Wer auch möchte: Die Kirschbaumallee – seit kurzem auch “TV Asahi Weg” – befindet sich in Berlin Teltow zwischen Ostpreußendamm und Japan-Eck. Wer auf die Öffentlichen angewiesen ist, nimmt am besten die S-Bahn S25 bis Lichterfelde-Süd und läuft dann ca. 10 Minuten den Holtheimer Weg entlang.

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KirschblütentraumBeitragsbildLomo-Fotos von der Kirschbaumallee gefällig? <3

Thema Nr. 1 auf meinem Frischlings-Blog ist gerade wohl der frühlingshafte Sonntagsspaziergang. Langweilig, aber ich liebe den Frühlingsanfang einfach und freue mich jedes Jahr wie Bolle darauf, die ersten Krokusse aus dem Boden sprießen zu sehen. Sofort male ich mir aus, was ich bald alles tun kann, wenns draußen wieder wärmer ist und die Abende lau und hell werden. (Ob ich das tatsächlich auch alles mache, ist natürlich eine andere Frage – das muss Zukunftsmiri noch mit ihrem inneren Schweinehund verhandeln. Aber darum braucht sich Gegenwartsmiri ja nicht zu kümmern! :D)

Naja, wie auch immer – heute war ich auf jeden Fall mit meinem Liebsten ein wenig im Park des Schloss Charlottenburg flanieren. Bilder? Bilder!

Obligatorisches Foto meiner ersten Krokus-Sichtung… quiek!! <3
Krokuswiese

Spaziergang um den See
SchilfhimmelSchilfsonne

Ich habe ja schon häufiger gehört, dass es im Schlosspark jetzt auch Biber geben soll, habe aber noch nie einen gesehen. Sind das hier Biber-Spuren? Oder war das bloß ein aggressiver Spaziergänger? Man weiß ja nie?! :D
Biberbaum

Apropos Fotos… übrigens überlege ich gerade (lautstark, zum Leidwesen meines Freundes) mir eine Lomo-Kamera ins Haus zu holen. Echt schick sehen ja die Bilder der “La Sardina” aus… mal sehen. Ich arbeite ja in einer absoluten Hipster-Gegend, da findet sich bestimmt der ein oder andere Laden zum Stöbern, haha.